Ein halbes Jahr ist seit der auf Landes- wie Bundesebene beschworenen Zusage vergangen, im Rahmen der Pandemiebekämpfung auf ein flächendeckendes Schulschließen verzichten zu wollen. Zu groß seien die Kollateralschäden, welche die Jüngsten unserer Gesellschaft zu verkraften hätten, beteuerten führende Politiker im Blick auf die im Frühjahr 2020 angewandte Strategie in der Bildungspolitik…

„Doch in welcher Situation befinden wir uns jetzt? Seit Mitte Dezember sind die Schulen dicht. Traut man den Aussagen des Thüringer Bildungsministers Helmut Holter (Linke), werden sie es auch bis Ostern bleiben. Mehr schlecht als recht wird über Maßnahmen wie die Schulcloud oder Distanzunterricht versucht, den drohenden Bildungskollaps zu verhindern. Hat man Glück und eine mutige Schulleitung, dürfen wenigstens die Abschlussklassen für ein paar Werktage in halbierten Gruppen wechselweise ihre Bildungseinrichtung besuchen. Eine genauere Betrachtung zeigt jedoch, dass in Windeseile zusammengeschusterte Onlineangebote nicht in der Lage sind, den bestehenden Mangel zu kompensieren, der durch nicht vorhandenen Präsenzunterricht besteht.

Da sind die viel beschworenen iPads, die in die Hände der Schüler gelegt werden sollen. In normalen Zeiten können sie Schulbücher ersetzen, die Medienkompetenz steigern und bei entsprechendem Einsatz die Heranwachsenden zum eigenverantwortlichen Lernen ertüchtigen. Was bringt jedoch das beste iPad, wenn es besonders in ländlichen Regionen an Breitbandausbau und somit am verlässlichen Internetzugang fehlt? Eine zu Stoßzeiten völlig überlastete Schulcloud trägt zur Dysfunktionalität des Onlinekonzeptes bei und erreicht somit nur einen Bruchteil der Schülerschaft. Es mag sein, dass Onlineunterricht für Schüler der gymnasialen Oberstufe zum ansatzweisen Aufholen bestehender Lehrstoffrückstände taugt. Dieses Instrument erreicht aber nicht die Breite der Masse.

Grundschüler sind zwingend auf ein Lernen im gewohnten Verband des Klassenraumes angewiesen. Wie sonst sollen sie eine Handschrift einüben, Lesekompetenz erwerben und sich den Zahlenraum bis 100 zuverlässig erschließen? Durch nach getaner Arbeit häufig überlastete Eltern, die weder didaktisch noch pädagogisch geschult sind? Nicht auszudenken ist der Schaden bei Schülern aus prekären Elternhäusern, die mehr als alle anderen darauf angewiesen sind, im schulischen Alltag auf Gleichaltrige zu treffen, im Rahmen der Schule eine gediegene Lernatmosphäre vorzufinden und schlicht und einfach einmal rauszukommen aus dem häuslichen Umfeld. Hier kommt schon der immense zwischenmenschlich-soziale Schaden der momentanen Bildungskatastrophe zum Tragen. Kinder und Jugendliche brauchen das Miteinander mit Ihresgleichen, um sich vollumfänglich zu reifen, zufriedenen und leistungsfähigen Persönlichkeiten entwickeln zu können. Wir können uns als Gesellschaft schlicht und einfach keine „Kaspar Hauser – Generation“ leisten, in der auch ohne Pandemie die Gefahr besteht, eher vor der heimischen Konsole zu versauern als sich dem realen Leben zu stellen.

Mir persönlich fehlt in der Pandemiebewältigungs-Strategie eine feinfühlige Abwägung nebeneinanderstehender Güter. Sicher, die Gesundheit ist ein hohes, wahrscheinlich das höchst schützenswerte Gut. Was aber ist mit den Gütern persönliche Freiheit, wirtschaftliche Prosperität und eben das Anrecht eines jeden Menschen, in einer hoch entwickelten Industrienation die bestmögliche Bildung zu bekommen, die zur Verfügung steht? Es besteht die Gefahr, die Bildungsbiographie einer ganzen Generation leichtfertig aufs Spiel zu setzen, nur um einem hysterisch anmutenenden Schutz unserer vermeintlich akut gefährdeten Gesundheit das Wort zu reden.

Nur ein baldiges flächendeckendes Öffnen der Schulen unter strengen Hygienemaßnahmen kann einer Negativentwicklung vorgreifen, die uns über Jahrzehnte belasten könnte.

Liebe Regierende, seid mutig, kehrt zum Präsenzunterricht zurück und entlastet jene, die momentan Unschaffbares zu leisten versuchen – nämlich die Eltern!“

Andreas Leupold,
Sprecher des AfD-Regionalverbands Nordhausen,
Mitglied des Kreistages und des Nordhäuser Stadtrates