Die Kultur eines Volkes spiegelt sich immer auch in seinem Blick auf die eigene Geschichte. Wilhelm von Humboldt sagte: „Wer seine Vergangenheit nicht will, hat seine Zukunft nicht verdient.“

In diesen kurzen Worten findet sich die ganze Tiefe der geänderten Gesellschaft. Der 17. Juni soll vergessen werden. Der Aufstand der Arbeiter, der Aufstand der Bürger im kommunistischen Teil des besetzten Landes soll unter dem Mantel des Schweigens verschwinden.

Verschwinden soll die Erinnerung, dass Bürger mit einem tiefen Gefühl der Identität für ihr Land, für ihre Heimat und gegen Diktatur und Gewaltherrschaft aufstehen. – Und zumindest versuchen, den Lauf der Geschichte zu verändern.

Verschwinden soll das Gefühl des verantwortlichen Bürgers, der aufbegehrt. Aufstehen und Haltung zeigen – die Toten des 17. Juni haben es mit ihrem Leben bezahlt, tausende Männer und Frauen wurden in den Zuchthäusern gefangen gehalten, wurden dem Versuch der Umerziehung unterworfen, ihre Familien wurden in Sippenhaft genommen, Lebensläufe wurden gebrochen, das Gewaltregime verschaffte sich mit Härte den Respekt, den es für diese sozialistische Diktatur nie erhielt.
Arbeiterhände stemmten sich vergebens gegen Panzer der Besatzer und Knüppel ihrer willigen Handlanger.

Senkt eure Häupter vor den Taten der Mutigen, vor dem Dienst, den diese Patrioten versuchten zu erbringen,
gedenkt ihrer Aufrichtigkeit,
gedenkt diesem Feiertag, der vergessen werden soll.