Erst hatte die Stadtverwaltung nach jahrzehntelanger Nutzung des Thomas-Mann-Hauses den Vereinen überraschend die Kündigung ausgesprochen. Danach kam ein zwangsräumungsähnliches Betretungsverbot. Zuletzt sorgte die Entfernung der Thomas-Mann-Büste aus dem Garten des Hauses und der mangelnde Informationswille der Stadt für Empörung…

„Die vorsätzliche Zerstörung der Vereinskultur mit dem Betretungsverbot in diesem Haus war schon ein Ausdruck abgehender Sensibilität und ein bedenklicher Vorgang. Die Entfernung der Büste vom historischen Standort ohne Kommunikation an die Öffentlichkeit hat dies noch gesteigert, aber die Verweigerung von sämtlichen Informationen an den Kulturbund – als den langjährigen Eigentümer und Nutzer des Hauses – ist der Gipfel der eiskalten Arroganz der Obrigkeit“, sagte jetzt Jörg Prophet, Vorsitzender der AfD-Stadtratsfraktion. „Auch zu persönlichen Gesprächen lässt sich das Rathaus nicht mehr herab. Der Verwaltungsakt ersetzt die Kommunikation und erschlägt die einst stolze Bürgerstadt.“ Da der Oberbürgermeister dem Kulturbund jede Information verweigert habe, will die Fraktion von ihrem Informationsrecht Gebrauch machen und fordert Einsicht in die entsprechenden Dokumente, um zu klären, wem die Büste und anderes gehören.

Es sei traurig, dass dies angesichts der langen Historie des Hauses nötig sei. „Aber die Causa ‚Vereinshaus‘ zeigt wie unter einem Brennglas, dass sich die Stadtführung inzwischen meilenweit von den Bürgern entfernt und in vollem Bewusstsein langjährige und gute Traditionen dieser Stadt zerstört. Dabei handelt sich wohlgemerkt um Traditionen, die sogar die kollektivistische DDR-Zeit überlebt haben“, sagt Prophet. „Kann man im Rathaus tatsächlich nicht verstehen, dass der erzwungene Abschied vom Haus vielen Nordhäusern wehtut?“

Der Wille, das Gebäude zu bewahren und instand zu halten, sei in den letzten 20 Jahren praktisch nicht mehr da gewesen. Prophet geht sogar noch weiter, und äußert den Verdacht, dass das Objekt bewusst vernachlässigt wurde, um die ungeliebte Immobilie schließlich als unrettbaren Sanierungsfall abzustoßen. „Doch das Vereinshaus gehört wie Theater und Kunsthaus zum Inventar von Nordhausen und kann sehr wohl nach und nach in Ordnung gebracht werden. Dafür sind keine Millionen nötig. Denn Vereine sind Teil der kommunalen Alltagskultur. Auch, wenn man an der Rathausspitze offensichtlich einen längst überholten elitären Kulturansatz verfolgt. Kein Grußwort aus dem Rathaus kommt gefühlt ohne Loblied auf die ‚Ehrenamtlichen‘ und die wichtige Arbeit der Vereine aus. Die harte Nordhäuser Realität ist aber eine andere: nämlich der Tritt in den Allerwertesten der Vereinsmitglieder. Jetzt steht das Vereinshaus leer und wird vor sich hinsiechen, wie so viele andere städtische Immobilien.“

Vielleicht sollte man im Nordhäuser Rathaus einmal einen Blick nach Mühlhausen werfen, meint Prophet. „Diese Stadt ist kleiner als Nordhausen. Aber dort kämpft die Verwaltung aktuell mit vielen Ideen und erfolgreich um praktisches jedes historische Gebäude.“

Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thomas_Mann_Haus_Nordhausen.jpg