Die COVID-19-Pandemie, oder was man dafür hält, wird in diesem Jahr unser alternatives Gedenken in Form einer Versammlung auf dem „Alten Friedhof “ unmöglich machen. Die Stadtverwaltung und der Regionalverband hatten die Stätte vorab gereinigt. Natürlich ist es Einzelpersonen gestattet, am Gedenkstein Blumen niederzulegen…
Nordhausen 2020: VERANTWORTUNG – ja natürlich, SCHULD, natürlich nicht.
Vor 75 Jahren legten britische Bomber unsere Heimatstadt in Schutt und Asche. Militärisch eine vollkommen unsinnige Aktion. In den letzten Tagen des NS-Staates gab es keine deutschen Truppen in der Stadt, eine Verteidigung war unmöglich. Flüchtlinge aus der Region und aus den Ostgebieten irrten im Südharz umher. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Frauen, Kinder, alte Männer – dies waren letztendlich die Opfer der Angriffe.
Längst war in Jalta und anderen Konferenzen Deutschland aufgeteilt und filetiert für die Zeit danach. Die Zukunft wurde gestaltet zwischen Unselbstständigkeit und einem Agrarland in der Mitte Europas. Von Moral war bei den Siegern ebenso wenig zu spüren wie bei den Nationalsozialisten, welche Europa mit einem furchtbaren Krieg überzogen.
Bezahlt wurden die Ideologie der Nationalsozialisten und das Versagen des Völkerbundes mit dem Leben von Millionen Menschen in Europa und in der Welt. Pforzheim, Dresden, Guernica, Hiroshima, Nagasaki – Terror und Willkür gegen die Schwächsten, weil die vermeintlich Starken ihre Ideologien über die Moral stellten.
Tage später zeigte sich dann auch in Nordhausen das wahre Gesicht der Befreier, als diese das unzerstörte Konzentrationslager Mittelbau-Dora mit der unterirdischen Rüstungsproduktion übernahmen und sich das holten, was sie scheinbar Antrieb: Vorsprung durch Inbesitznahme von Technologien des Tötens, um die eigene Stellung in der Welt zu sichern.
Diese Morallosigkeit wird nur noch von den „Sozialisten“ der neuen Generation übertroffen. In direkter Identität mit den roten Diktatoren der SED werden heute öffentlich die Opfer des Terrors zu direkten Tätern umgedeutet; unsere eigenen Großeltern werden pauschal als Mörder tituliert. In Dresden wurde in diesem Jahr öffentlich propagiert: „Deutsche Täter können keine Opfer sein“.
Bei dieser Volksverhetzung schreitet kein Verfassungsschutz ein, kein Vertreter der neuen kommunistischen Führungseliten dieses Landes wird dafür zur Rechenschaft gezogen, medial erfolgt Schweigen bis Zustimmung. Genüsslich fährt man diese Stimmung als „bildungspolitischen Erfolg“ ein.
Nichts gelernt und nicht bestraft für das Unrechtsregime der DDR – neu geboren, in den satten Parteistrukturen angekommen und an den Machthebeln der Bundesrepublik Deutschland. Freudig genießt man die neue Macht. Endlich besetzen SED-Funktionäre wieder höchste politische Ämter in Thüringen unter breiten Jubel der ewig alten und neuen Gestrigen. Morgenluft für sozialistische Autokratie?
Wir ertragen dies als Demokraten nur sehr schwer. Dabei gilt es für uns täglich neu zu erkennen: es ist unsere Aufgabe, der nächsten Generation unseres Landes zu vermitteln: verantwortlich für das Geschehene sind alle Menschen des Heute, aber sie sind nicht Schuld an all dem Mord, Terror und dem Leid der Menschen. Verantwortlich sind wir für den Kampf um den Erhalt einer beispiellosen Demokratie in Deutschland. Kein Land hat einen größeren Wandel der Gesellschaft nach 1945 gestaltet als die Bundesrepublik.
Wir sind heute das demokratische Vorbild der Welt, denn in unserem Land werden Diskussionen aller demokratischen Kräfte in den Gremien und den Parlamenten ausgetragen. So schwer diese Diskussionen auch sein mögen.
Unweit von Nordhausen sagte schon Wilhelm von Humboldt: “ Wer seine Vergangenheit nicht will, hat seine Zukunft nicht verdient.“
Unser moralischer Neuanfang wurzelt in dem berühmten Zitat von Voltaire: „Ich mag verdammen was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, das Du es sagen darfst.“
Wir fordern nach 75 Jahren den Wandel vom Schuldkult zum Demokratiekult.
Viel zu schnell geben wir in einer medizinischen Sondersituation unsere Bürgerlichen Rechte wie Versammlungsfreiheit, demokratische Mitwirkung, freie Kontaktgestaltung auf, viel zu entspannt schauen wir einer Notstandverordnung auf der Basis von Bildern zu.
Diese Wachsamkeit schulden wir den Opfern, die vor 75 Jahren hier starben, wir gedenken ihnen und versichern, dass wir nicht nachlassen werden, um der politischen Entwicklung in Deutschland eine ALTERNATIVE für Deutschland entgegen zu setzen.
Jörg Prophet
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